Sprach-Tandems: Fremdsprache lernen mit einem Muttersprachler
- von Christina Klausner
- Interkulturelles Training
- Sprachtandem
Es gibt unzählige Methoden, um eine Fremdsprache zu erlernen. Viele wählen den klassischen Weg und besuchen Kurse und Weiterbildungen. Manche entscheiden sich auch für diverse eLearning-Möglichkeiten. Relativ unbekannt ist hingegen die Tandem-Methode. Was sich dahinter verbirgt und ob Sie auch für Unternehmen geeignet ist, verrät Ihnen dieser Beitrag.
Was ist ein Sprachen-Tandem?
Der Begriff „Tandem“ ist den meisten wohl in Verbindung mit einem Fahrrad oder einem Fallschirmsprung bekannt. Diese beiden Beispiele verdeutlichen sehr gut, worum es sich dabei im Allgemeinen handelt. Ein Tandem ist ein Zusammenschluss aus zwei Menschen, die das gleiche Ziel verfolgen. Dieses ist zum Beispiel eine gemütliche Fahrradtour, ein waghalsigen Sprung aus einem Flugzeug oder auch das Erlernen von Fremdsprachen.
Wichtig ist, dass der Weg hin zum Ziel gemeinsam gegangen wird und sich die beiden Personen, die das Tandem bilden, gegenseitig unterstützen. Sobald es Unstimmigkeiten gibt und jeder in eine andere Richtung will (sinnbildlich oder auch wortwörtlich), treten Probleme auf.
Wie funktioniert Fremdsprachen lernen im Tandem?
Ein sogenanntes Sprach-Tandem besteht aus zwei Personen mit unterschiedlichen Muttersprachen. Das gemeinsame Ziel der beiden ist es, die jeweilige Muttersprache des anderen zu erlernen. Um es zu erreichen, unterstützen sich die Tandempartner gegenseitig. Da keiner von beiden ein ausgebildeter Sprachtrainer ist, findet natürlich kein klassischer Fremdsprachenunterricht statt. Bei den Treffen geht es vielmehr darum, sich gegenseitig auf Fehler aufmerksam zu machen, allgemeine Redewendungen zu üben und auch auf Synonyme und alternative Formulierungen hinzuweisen.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, ein Sprach-Tandem in die Tat umzusetzen. In den meisten Fällen treffen sich die beiden Tandems regelmäßig, um sich locker miteinander zu unterhalten, sich auszutauschen und gezielt zu üben. Einige nutzen auch gemeinsame Kochabende, einen Besuch im Museum oder andere Aktivitäten, um ihre Fremdsprachenkenntnisse gemeinsam zu verbessern.
Darüber hinaus gibt es auch noch weitere Optionen, beispielsweise eTandems oder auch Übungseinheiten via Telefon, Skype oder Email. Solche Kommunikationskanäle ermöglichen das Fremdsprachen lernen auch dann, wenn sich die Tandempartner nicht am gleichen Ort befinden.
Grundsätzlich kann jeder Sprach-Tandem selbst bestimmen, auf welche Weise gelernt werden soll. Außerdem muss gesagt werden, dass man sich keinesfalls auf eine Methode festlegen muss, sondern durchaus auch mehrere miteinander kombinieren kann. Diese Freiheiten gelten auch im Hinblick auf die Lernmaterialien. Schaut man sich unterschiedliche Sprach-Tandems an, so kann man in fast jedem Fall feststellen, dass mit unterschiedlichen Hilfsmitteln gelernt wird. Egal ob Lehrbuch, Vorlagen, Vokabellisten oder auch völlig ohne Lehrmaterialien – beim Fremdsprachen lernen mit einem Tandempartner ist alles erlaubt, was gefällt und beiden Seiten hilft.
Info
Auf welche Weise gelernt wird, entscheidet einzig der Schüler (und nicht der Muttersprachler). Häufig hängen die gewünschten Methoden beispielsweise davon ab, für was der Lernende die Fremdsprache später einsetzen möchte.
Die drei Grundregeln vom Sprach-Tandem:
- Die Tandem-Partner treffen sich regelmäßig (unter Umständen auch virtuell), um gemeinsam zu lernen
- Jeder Tandem-Partner erhält gleich viel Zeit, um die Fremdsprache zu üben. Darum wird jede Lerneinheit genau in der Mitte geteilt.
- Jede Sprache wird getrennt von der anderen geübt. Eine Vermischung ist nicht sinnvoll
Was bewirkt ein Sprach-Tandem?
Tandems als autonome Lernmethode für Fremdsprachen sind in vielen Bereichen überaus beliebt – nicht zuletzt, weil sie schnelle Erfolge mit sich bringen. Wer sich mit einer anderen Person zu einem Sprach-Tandem zusammentut, schult dabei vor allen Dingen seine Fähigkeiten im Bereich freies Sprechen. Da Tandems häufig ohne feste Strukturen und Lehrbücher arbeiten, sondern sich eher an alltäglichen Situationen orientieren, entstehen äußerst authentische Gespräche. Auch das Hörverständnis wird auf diese Weise außerordentlich gut geschult. Schreibfertigkeiten stehen beim Sprach-Tandem meist im Hintergrund, können bei Bedarf aber auch gezielt gefördert werden.
Allgemeine Vorteile der Tandem-Lernmethode
- inhaltliche und zeitliche Flexibilität
- Austausch mit Muttersprachlern
- Vermittlung interkultureller Kompetenz
- ortsunabhängig und grenzüberschreitend möglich (dank Internet)
- Abbau von Vorurteilen
- geringe Kosten
- individuelle Anpassung an die Bedürfnisse der Tandems
- unzählige Gestaltungsmöglichkeiten
- reale Sprachsituationen
Wie kann man die Lernmethode Tandem in Unternehmen einsetzen?
Nun ist natürlich die spannende Frage, wie Sie die Sprach-Tandems einsetzen können, um die Fremdsprachenkenntnisse Ihrer Mitarbeiter zu verbessern. Wie weiter oben bereits erwähnt, besteht ein Tandem immer aus zwei Personen, die unterschiedliche Muttersprachen sprechen.
- Möglichkeit 1: In Ihrem Unternehmen arbeitet ein internationales Team, sodass die Zusammenstellung von Tandem-Paaren intern möglich ist.
- Möglichkeit 2: Sie kooperieren mit einem ausländischen Unternehmen, das bestenfalls in der gleichen Branche tätig ist.
- Möglichkeit 3: Sie stellen es Ihren Mitarbeitern frei, auf welche Weise sie einen Tandempartner finden. Hierfür gibt es mittlerweile zum Beispiel Plattformen und auch Apps.
Im Falle beruflicher Tandems ist es optimal, wenn die Partner einen ähnlichen (oder identischen) Job-Background haben beziehungsweise in der gleichen Branche tätig sind. Der Grund hierfür ist denkbar einfach: Die Tandems benutzen die gleichen Fachbegriffe und können sich diese in die jeweilige Fremdsprache übersetzen lassen. In diesem Zusammenhang wird auch hin und wieder vom beruflichen Fach-Tandem gesprochen. Möglichkeit 3 sollte daher nur als Notfall-Variante verstanden werden.
Ein anderer Aspekt vom Sprach-Tandem, der mit Blick auf das Berufsleben sehr interessant ist, ist die interkulturelle Kompetenz, die beim gegenseitigen „Unterrichten“ zusätzlich vermittelt wird. Was die interkulturelle Kompetenz ist und warum sie so wichtig ist, können Sie in diesem Artikel aus unserem Sprachenmagazin nachlesen.
Fazit: Tandems sind sehr erfolgversprechend
Der Austausch mit Muttersprachlern ist immer von Vorteil – erst recht, wenn er systematisch und mit einem klaren Lernziel erfolgt. Die wohl größte Schwierigkeit der Lernmethode Tandem ist es, geeignete Partner zusammenzuführen. Wenn das intern nicht möglich ist, sollten Sie auf eden Fall dennoch darauf achten, dass beide Partner einen ähnlichen beruflichen Background haben. Das sorgt dafür, dass ein fachlicher Austausch stattfindet und spezielle Vokabeln gelernt werden.