Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Kompetenz: Ein unschlagbares Dreamteam
- von Christina Klausner
- Interkulturelles Training
Fremdsprachen öffnen Türen – Türen zu fremden Menschen, zu fremden Ländern und fremden Kulturen. Wer eine oder mehrere Fremdsprachen beherrscht, kann sich über Grenzen hinweg verständigen und austauschen. Gerade im Berufsleben sind Fähigkeiten dieser Art von unschätzbarem Wert. Doch reicht eine Fremdsprache allein tatsächlich aus, um interkulturelle Brücken zu schlagen?
Beim Lesen dieser provokant formulierten Frage haben Sie es wahrscheinlich schon geahnt: Fremdsprachen an sich sind natürlich super, aber längst nicht die einzige Zutat für das Erfolgsrezept. Wer berufliche Brücken zwischen zwei Kulturen schlagen möchte, muss nicht nur sprachlich fest im Sattel sitzen, sondern auch auf anderen Ebenen wissen, wie man sich verhält. Der Fachausdruck hierfür lautet Interkulturelle Kompetenz.
Was ist interkulturelle Kompetenz?
Ein Mensch, der kulturelle Kompetenz aufweist, weiß genau, wie er sich bestimmten Menschen gegenüber verhält und mit ihnen interagiert. Respekt, Empathie, Verständnis und differenzierte Sichtweisen sind nur ein paar Ansatzpunkte von vielen, die beim Erlangen einer interkulturellen Kompetenz von Bedeutung sind. Darüber hinaus ist es wichtig, die fremde Kultur, mit der man sich auseinandersetzt, grundlegend und auch tiefgründiger zu verstehen und sich mit ihr aktiv auseinanderzusetzen.
Berlin hat im Jahr 2010 im Partizipations- und Integrationsgesetz interkulturelle Kompetenz folgendermaßen definiert:
"Interkulturelle Kompetenz ist eine auf Kenntnissen über kulturell geprägte Regeln, Normen, Werterhaltungen und Symbole beruhende Form der fachlichen und sozialen Kompetenz.“ (§4, Abs. 3)
Im Integrationsgesetz von Nordrhein-Westfalen heißt es außerdem:
"Interkulturelle Kompetenz im Sinne dieses Gesetzes umfasst 1. die Fähigkeit, insbesondere in beruflichen Situationen mit Menschen mit und ohne Migrationshintergrund erfolgreich und zur gegenseitigen Zufriedenheit agieren zu können, 2. die Fähigkeit bei Vorhaben, Maßnahmen, Programmen etc. die verschiedenen Auswirkungen auf Menschen mit und ohne Migrationshintergrund beurteilen und entsprechend handeln zu können sowie 3. die Fähigkeit, die durch Diskriminierung und Ausgrenzung entstehenden integrationshemmenden Auswirkungen zu erkennen und zu überwinden." (§4)
Warum ist sie so wichtig?
Interkulturelle Kompetenz erlangt durch die immer weiter fortschreitende Globalisierung mehr und mehr Bedeutung. Dabei ist es nicht mal notwendig, geschäftlich im Ausland tätig zu sein. Auch innerhalb der eigenen Staatsgrenzen gibt es immer wieder (berufliche) Situationen, in denen man mit fremden Kulturen in Berührung kommt.
Leider haben das längst nicht alle Unternehmen und Arbeitnehmer erkannt. Wer auf der Suche nach Bewerbern ist, die nicht nur ausgezeichnete Fremdsprachenkenntnisse, sondern auch interkulturelle Kompetenz aufweisen, muss Ausdauer und Geduld haben. Zum Glück erkennen immer mehr Arbeitnehmer die Wichtigkeit von Sprachkenntnissen und interkultureller Kompetenz und legen vermehrt den Fokus auf diese Skills.
Generell gilt: Je mehr sich die fremde Kultur von der eigenen unterscheidet, desto wichtiger ist es, die entsprechende interkulturelle Kompetenz zu besitzen. Diese spielt in vielen verschiedenen Bereichen eine Rolle. Hierzu gehören beispielsweise:
- Kommunikation (auf fachlicher Ebene, aber auch beim vermeintlich unverfänglichen Smalltalk)
- Begrüßungs- und Abschiedsformeln
- Zwischenmenschliches Verhalten
- Essen und Trinken
- Knigge
Welche Rolle spielt die Sprache hierbei?
Interkulturelle Kompetenz ohne entsprechende Fremdsprachenkenntnisse funktioniert in den wenigsten Fällen. Daher werden beide Komponenten – also Sprache und Kompetenz – immer häufiger verknüpft und in Seminaren, Weiterbildungen und Kursen gelehrt. Hierbei bildet die erlernte Fremdsprache die unverzichtbare Basis, auf der alle weiteren Schritte aufbauen.
Kommunikation, die auf interkultureller Kompetenz beruht, wird auch als interkulturelle Kommunikation bezeichnet. Sie grenzt sich deutlich von dem ab, was man in der Schule gelernt hat. Grund hierfür ist in erster Linie der extrem praxisnahe Bezug und der tatsächliche Kontakt zu Muttersprachlern, die sprachliche Besonderheiten aufweisen und die Kommunikation in einen kulturellen Kontext bringen. Globalisierung und Digitalisierung sorgen allerdings auch immer mehr dafür, dass die Grenzen verschwimmen.
Sehen Sie dazu ein Video unseres Trainers Marlon Brown - Interkultureller Trainer für amerikanisches Englisch
Weitere Videos unserer Trainer zum Thema Interkulturelles Training finden Sie hier.
Was bedeutet das für mich als Personaler?
Ganz einfach: Fremdsprachenkenntnisse sind gut, Fremdsprachenkenntnisse in Kombination mit interkultureller Kompetenz sind besser! Natürlich ist es ein wichtiger erster Schritt, wenn potentielle Mitarbeiter eine Sprache besitzen und sich dementsprechend mit ausländischen Geschäftspartnern, Kunden etc. austauschen können. Soll dieser Austausch jedoch auf einer tieferen, noch gewinnbringenderen Ebene stattfinden, ist ein Mindestmaß an interkultureller Kompetenz unverzichtbar. Diese hilft dem Mitarbeiter nicht nur, sich in sein Gegenüber hinein zu fühlen, sondern vermeidet auch zahlreiche Tritte in das berühmtberüchtigte Fettnäpfchen.
Auslandsaufenthalte: Der beste Lehrer für Sprachen und interkulturelle Kompetenz
Während es im Fall von Fremdsprachen unzählige Sprachzertifikate gibt, die die jeweiligen Kenntnisse bescheinigen, fällt eine Einstufung der Fähigkeiten im Fall von interkultureller Kompetenz schon schwerer. Wer als Personaler gern die Spreu vom Weizen trennen will, sollte sich beim Betrachten der Bewerbungsunterlagen vor allem zwei Fragen stellen:
- Hat der Bewerber einen entsprechenden Kurs zum Erlangen interkultureller Kompetenz besucht?
- Hat der Bewerber einen Auslandsaufenthalt in seinem Lebenslauf vermerkt?
Letzteres ist ein wahrer Segen, wenn Sie auf der Suche nach Menschen sind, die sich über kulturelle Grenzen hinaus verständigen können. Ein Auslandsaufenthalt – beispielsweise in Form eines Sabbaticals oder eines Erasmus-Semesters – bedeutet nämlich nicht nur, dass derjenige (in aller Regel) sehr gute Fremdsprachenkenntnisse besitzt, sondern auch die Kultur im entsprechenden Land hautnah erlebt und kennengelernt hat. In zahlreichen Branchen sind solche Fähigkeiten und Erfahrungen unbezahlbar.
Fazit: Ja zu mehr kultureller Kompetenz
Menschen mit einer ausgeprägten kulturellen Kompetenz sind noch immer Mangelware auf dem Arbeitsmarkt. Anders als die, die eine Fremdsprache beispielsweise „nur“ an der Volkshochschule oder in einem firmeninternen Kurs gelernt haben, verstehen sie, Sprache in einen kulturellen Kontext zu bringen und dadurch noch mehr zu verinnerlichen und zu verstehen. Interkulturelle Kompetenz hilft maßgeblich dabei, fremde Gepflogenheiten, Verhaltensformen und zwischenmenschliche Aktivitäten zu verstehen und korrekt mit diesen umzugehen. In Kombination mit sehr guten Fremdsprachenkenntnissen handelt es sich hierbei um einen wahren Erfolgsgaranten.